"Ein neues Leben dank zweiter Reha"
Als Anke Nieß an Long-Covid erkrankte, ahnte sie: Das wird ein langer Kampf. Dann lag die Absage einer Reha in der Post und ihr Mut sank. Sie ging trotzdem in Widerspruch – und ganz neue Wege öffneten sich.
„Ich habe meinen Job geliebt, wirklich!“ sagt Anke Nieß und nickt freundlich. Die 48-jährige ausgebildete Krankenschwester aus Laupheim in Baden-Württemberg plante und organisierte klinischen Studien. Selbst internationale Konferenzen moderierte sie, in Englisch.
Und dann schlug im April 2021 Corona zu. „Ich war erstmal fertig“, erinnert sie sich. Herz. Lunge, Kreislauf - alles war angegriffen. Anke Nieß lag zwei Wochen mit schweren Symptomen im Bett, kurierte die Infektion aus und ging zurück an die Arbeit. Dann der Schock. Sie war nicht mehr die erfahrene Expertin, sondern hatte Aussetzer.
Der Nebel im Gehirn
Eine Arbeitskollegin fragt Anke Nieß, ob sie mal bei einem englischen Text helfen könne. „Ich guck auf den Bildschirm“, erinnert sie sich, „und merke, ich verstehe kein Wort. Mein Englisch war einfach weg.“ Was erst nur eine Befürchtung war, bestätigt ein Facharzt später: Es sind neurologische Spätfolgen der Corona-Infektion. Und es hat einen Namen: Brain-Fog.
Das Gehirn erinnert sich nicht richtig, aber auch die Reaktionszeiten sind viel länger als gewohnt. „Autofahren? Eine Katastrophe.“ Sie brauche jetzt eine Reha, raten ihr die Ärzte. Sie lernt in der Gruppe, dass sie nicht allein ist. Andere Betroffene teilen ihr Schicksal. Schritt für Schritt findet Anke Nieß zurück ins Leben. Die Neurologen empfehlen eine zweite Reha.
„Ich kann das nicht hinnehmen.“
Als Anke Nieß dann die Absage in den Händen hielt, schwankt sie zwischen Angst und Widerstandsgeist. Ihr Weg zurück ins Arbeitsleben schien abgeschnitten. „Ich habe gekämpft“, sagt sie, „nicht nur wegen mir, sondern weil diese ganzen Long-Covid-Sachen oft nicht ernstgenommen werden.“
Sie legt Widerspruch ein. Im Sozialparlament der Deutschen Rentenversicherung sitzen freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um solche Sachen kümmern. In einem Widerspruchsausschuss wird der Fall erneut beleuchtet. Und dann entschieden: Eine zweite Reha ist der sinnvolle und richtige Weg zurück in den Beruf.
Recht haben und Recht bekommen.
Als Anke Nieß den Briefkasten öffnet und den Umschlag sieht, weiß sie sofort: „Es hat geklappt.“ Dem Antrag auf die Reha wurde stattgegeben und sie kann sich wieder vorbereiten auf ihren Beruf. „Ich will einfach nur arbeiten können. Und wenn die Reha der Weg dahin ist, dann kann mich keiner aufhalten.“ Mit dem guten Gefühl, dass der Widerspruchsausschuss ihr den Rücken stärkt, ist die alte Zuversicht wieder da.
Die Selbstverwaltung sorgt dafür, dass Menschen in Not Unterstützung erhalten. Seit über 60 Jahren helfen Freiwillige dabei, dass Recht bekommt, wer Anspruch darauf hat. In der Reha und vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens. „Ich bin jetzt wieder auf dem richtigen Weg.“, sagt Anke Nieß und lächelt.